02.
Dezember
2024
EN 20345 SICHERHEITSSCHUHE UND SICHERHEITSSTIEFEL FÜR DEN GEWERBLICHEN GEBRAUCH
Die EN 20345 (ehemals EN 345) definiert die Grundanforderungen sowie die Zusatzanforderungen an Sicherheitsschuhen, die für den gewerblichen Gebrauch bestimmt sind. Besteht die Gefahr einer Fußverletzung am Arbeitsplatz, so sollte ein Sicherheitsschuh nach EN 20345 getragen werden. Sicherheitsschuhe sollen Ihren Träger vor Stößen, Einklemmungen, herabfallenden Gegenständen, vor dem Hineintreten in scharfe oder spitze Gegenstände, Kontakt mit sehr heißen Materialien oder Kälte schützen.
In der Norm werden unter anderem folgende Grundanforderungen festgelegt:
- Höhe des Schuhoberteils / geschlossener Fersenbereich
- Energieaufnahme im Fersenbereich
- Konstruktion und Krafteinwirkung der Zehenkappe
- Wasserdampfdurchlässigkeit und Wasserdampfzahl des Obermaterials
- Abriebfestigkeit sowie Dicke der Laufsohle
Kategorie von Sicherheitsschuhen
Sicherheitsschuhe werden je nach Material in zwei Gruppen unterteilt.
Gruppe 1: Sicherheitsschuhe, die aus Leder oder Stoff bestehen
Gruppe 2: vollständig geformte Sicherheitsschuhe, die komplett aus Gummi- oder Kunststoff bestehen. Letzte Sicherheitsschuhe werden in der Praxis häufig als Sicherheitsstiefel gezeichnet.
Schutzklassen
Sicherheitsschuhe sowie Sicherheitsstiefel sind nach bestandener Prüfung gemäß EN 20345 in verschiedene Schutzklassen (SB-S5) unterteilt:
SB - Grundanforderungen
Die niedrigste Sicherheitsstufe von Sicherheitsschuhen. Die Zehen sind durch eine Sicherheitsschutzkappe aus Stahl, Aluminium oder Kunststoff geschützt. Diese bietet einen Schutz bis zu einer Krafteinwirkung von 200 Joule, so dass keine Klemm-, Quetsch- oder Stoßverletzungen jeglicher Art entstehen können. Darüberhinaus sind die Sicherheitsschuhe mit einer rutschhemmenden Laufsohle ausgestattet. Die Rutschbeständigkeit ist in die Klassen SRA, SRC oder SRC unterteilt. Nur bei dieser Schutzklasse kann der Sicherheitsschuh einen offenen Fersenbereich besitzen und eignet sich so als Sandale. Durch diese Gestaltung erhöht sich auch die Atmungsaktivität des Schuhs(Gruppe 1).
S1 - Zusatzanforderungen (A+FO+E)
Alle Sicherheitsschuhe dieser Schutzklasse erfüllen die Mindestanforderungen der Schutzklasse SB. Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S1 bieten dem Träger einen festen und gedämpften Stand, dank einem geschlossenen Fersenbereich sowie dem Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich. Zusätzlichen Schutz gewähren S1 Sicherheitsschuhe durch ihre antistatischen Eigenschaften sowie einer öl- und benzinbeständigen Laufsohle. (Gruppe 1)
S1P - Zusatzanforderungen (A+FO+E+P)
S1P Sicherheitsschuhe kommen immer dann zum Einsatz, wenn neben den Anforderungen der Schutzklasse SB und S1 auch eine durchtrittsichere Sohle benötigt werden. Die durchtrittsichere Sohle aus Stahl oder keramisch behandelten Textilfasern schützt den Träger vor Tritten in scharfe oder spitze Gegenstände. (Gruppe 1)
S2 - wie S1, zusätzlich bedingte Wasserdichtigkeit (A+FO+E+WRU)
S2 Sicherheitsschuhe erfüllen die Anforderungen der Schutzklasse SB und S1 und bieten darüber hinaus den Schutz vor nassen Füßen. Die Beständigkeit von Wasserdurchtritt wurde geprüft und zertifiziert. S2 Sicherheitsschuhe bieten dem Träger mindestens 60 Minuten einen trockenen Fuß. (Gruppe 1)
S3 - wie S2, zusätzlich durchtrittsicher (A+FO+E+WRU+P)
Neben den Anforderung der Schutzklasse S2, bieten Sicherheitsschuhe der Schutzklasse S3 Schutz vor spitzen oder scharfen Gegenständen, die sich durch die Laufsohle bohren könnten. Ein sicherer Tritt wird durch eine durchtrittsichere Laufsohle aus Stahl oder behandelter Textilfaser gewährt. Zusätzliche Sicherheit vor rutschigen Unterböden bietet eine profilierte Laufsohle. (Gruppe 1)
S4 - wie S2, aber als wasserdichter Stiefel
Hierbei handelt es sich immer um geschlossene und komplett wasserdichte Stiefel. Mit Sicherheitsstiefeln der Schutzklasse S4 ist der Träger auch bei langen Arbeitstagen hundertprozentig vor Wasser geschützt. Kein Wasserdurchtritt dank wasserundurchlässigem Material aus Gummi- oder Kunststoff. Besten Schutz vor Stößen oder herabfallenden Gegenständen bietet die Zehenschutzkappe aus Stahl, Aluminium oder Kunstsoff. Optimale Dämpfung bietet das Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich. Zusätzlich überzeugen S4 Sicherheitsstiefel durch ihre antistatischen Eigenschaften und eine kraftstoffbeständige, rutschhemmende Laufsohle. (Gruppe 2)
S5 - wie S4, zusätzlich durchtrittsicher
Dieses ist die höchste Sicherheitsstufe von Sicherheitsschuhen aus Gummi- oder Kunststoff. S5 Sicherheitsstiefel bieten den besten Rundum-Schutz. Neben den Anforderungen von Sicherheitsschuhen der Schutzklasse S4 bieten diese Schuhe auch einen Durchtrittschutz. Dank einer durchtrittsicheren Sohle aus Stahl oder behandeltem Textilgewebe ist der Träger stets vor Tritten in spitze oder scharfe Gegenstände geschützt. Eine profilierte Sohle bietet dem Träger noch mal Standfestigkeit. (Gruppe 2)
KENNZEICHNUNGEN UND EIGENSCHAFTEN VON SICHERHEITSSCHUHEN:
A
Antistatische Schuhe (keine elektrostatische Aufladung mehr); Durchgangswiderstand des Schuhs gemäß DIN EN 61340-4-3 ≥ 105 Ohm und < 108 Ohm
E
Energieaufnahme im Fersenbereich (entlastet Gelenke, vermeidet Unfälle). Hier wird ein spezielles Dämpfungssystem in dem Fersenbereich des Schuhs eingearbeitet
FO
Kraftstoffbeständigkeit (gegen Benzin und Öl)
P
Durchtrittsicherheit (schützt vor spitzen oder scharfen Gegenständen). Hier wird eine Zwischensohle eingearbeitet, die aus undurchdringbarem Gewebe besteht.
WRU
Beständigkeit des Schuhoberteils gegen Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (keine nassen Füße)
Zusatzanforderungen von Sicherheitsschuhen:
Neben den Schutzklassen, können Sicherheitsschuhe optional auf folgende Zusatzanforderungen geprüft und zertifiziert werden:
AN
Knöchelschutz (optimale Passform, ohne Verrutschen, verhindert das Umknicken)
CI
Kälteisolierung des Sohlenkomplexes, Temperaturabfall auf der Brandsohle nach 30 Minuten ≥ 10° C
CR
Schnittfestigkeit (vermeidet Durchdringen scharfer Gegenstände)
ESD
Schutz vor elektrostatischer Entladung, erfüllt die erhöhten Anforderungen nach DIN EN 61340-4-3, ableitfähig
HI
Wärmeisolierung des Sohlenkomplexes
HRO
Hitzebeständigkeit bei Kontaktwärme bis 300° C, Temperaturanstieg auf der Brandsohle nach 30 Minuten ≥ 22° C
Rutschbeständigkeit der Laufsohle:
Die Rutschbeständigkeit der Laufsohle wird gemäß EN 13287 getestet und bewertet. Unterteilt wird das Ergebnis in SRA, SRB oder SRC. Die Rutschhemmung von Berufs- und Sicherheitsschuhe gilt als Mindestanforderung für die Prüfung nach EN 20345.
SRA (Testverfahren: Keramikfliese/Reinigungsmittel)
Rutschhemmung und Gleitsicherheit auf Böden aus Keramikfliesen mit Schmiermittel (Wasser + Reinigungsmittel)
SRB (Testverfahren: Stahlboden/Glycerin)
Rutschhemmung und Gleitsicherheit auf Stahlboden mit Schmiermittel (Glycerin)
SRC (Testverfahren: SRA und SRB bestanden)
Erfüllt die gleichzeitig die Anforderungen SRA und SRB (Rutschhemmung und Gleitsicherheit auf Böden aus Keramikfliesen mit Wasser + Reinigunsmittel und auf Stahlboden mit Glycerin
EN 20347 BERUFSSCHUHE FÜR DEN GEWERBLICHEN GEBRAUCH
Diese Norm definiert die Grundanforderungen sowie optionale Zusatzanforderungen an Berufsschuhen, für die kleine mechanischen Risiken durch Stoß- oder Druckeinwirkungen bestehen. Im Gegensatz zu Sicherheitsschuhen gemäß EN 20345 wird in der EN 20347 kein Schutz durch eine Zehenkappe gefordert. Alle Berufsschuhe besitzen als Grundanforderung eine rutschhemmende Laufsohle (nach SRA, SRB oder SRC) und bieten damit einen sicheren Stand.
Auch die EN 20347 teilt die jeweiligen Schuhe in unterschiedliche Schutzklassen ein:
OB
Die niedrigste Sicherheitsklasse von Berufsschuhen. OB Berufsschuhe mit einer rutschhemmenden Laufsohle ausgestattet. Die Rutschbeständigkeit ist in die Klassen SRA, SRC oder SRC unterteilt. Bei dieser Schutzklasse kann der Berufsschuh ein offenen Fersenbereich besitzen und hierdurch die Atmungsaktivität erhöhen.
O1
Berufsschuhe der Schutzklasse O1 bieten dem Träger einen stabilen und gedämpften Gang. Ausstattungsmerkmale wie das Energieaufnahmevermögen im geschlossenen Fersenbereich, antistatische Eigenschaften und eine öl- und benzinbeständige Sohle erweitern die Sicherheit der Berufsschuhe um die Grundforderung der rutschhemmenden Laufsohle.
O2
Neben den Anforderungen der Schutzklasse O1 erfüllen diese Berufsschuhe zusätzlich einen Schutz vor Wasser. Das wasserundurchlässige Material gewährt einen trockenen Fuß bei einer Mindestbeständigkeit von 60 Minuten.