Sicherheit von Kopf bis Fuß: Wie finde ich den richtigen Chemikalienschutzanzug?
Mit der PROFI-Checkliste zur passenden Chemikalienschutzkleidung
Viele Arbeiter:innen in der Industrie sind an ihrem Arbeitsplatz chemischen Dämpfen, gefährlichen Partikeln oder gesundheitsschädlichen Flüssigkeiten ausgesetzt. Für den Umgang mit Gefahrstoffen bzw. biologischen Arbeitsstoffen ist spezielle persönliche Schutzausrüstung (PSA) notwendig. Die sogenannte Chemikalienschutzkleidung (CS-Kleidung), dazu gehören auch Chemikalienschutzanzüge (CS-Anzüge), schützt ihre Träger:innen vor der Aufnahme von Gefahrstoffen in den Körper (Inkorporation) sowie vor der Kontamination, also der äußeren Verunreinigung mit gefährlichen Substanzen.
Chemikalienschutzanzüge müssen in erster Linie zuverlässigen Schutz bieten, nichtsdestotrotz sind eine möglichst lange Haltbarkeit sowie ein hoher Tragekomfort ebenso wichtig.
Welche Chemikalienschutzkleidung gibt es?
Chemikalienschutzkleidung kommt in verschiedenen Branchen und Arbeitsbereichen zum Einsatz, in denen Träger:innen mit diversen Arten von biologischen, chemischen und/oder teilweise atomaren Gefahrstoffen in Kontakt kommen. Anwendungsgebiete sind beispielsweise:
- Industrie: Industrieanlagen, Raffinerien, Bohrinseln
- Feuerwehr: Unfälle mit Gefahrstoffen, Umfüllarbeiten, Kontrollmessungen
- Militär: Personaleinsätze zum Schutz vor biologischen und chemischen Gefahren
- Schifffahrt: Arbeiten an Leckagen, Be- und Entladung mit Gefahrgut, Reinigungsarbeiten
- Krankenhäuser: Ersthelfer
So verschieden die Anwendungsbereiche, so unterschiedlich ist auch das Angebot der CS-Kleidung. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Chemikalienschutzkleidung:
- Partieller Schutz: Chemikalienschutzkleidung nach den Normen DIN EN 13 034 und DIN EN 14 605, wie Hauben, Arm- oder Ärmelschützer, die nur Teile des Körpers schützen. Dieser Schutz ist für den gelegentlichen Umgang mit Chemikalien geeignet.
- Vollschutzanzüge: Chemikalienschutzanzüge nach den Normen DIN EN 943 und DIN EN 13 982-1. Es handelt sich dabei um einen Overall oder um miteinander kombinierte Kleidungsstücke, die entweder einfach (Einweg) oder mehrfach getragen und häufig in Verbindung mit Atemschutz eingesetzt werden.
Bitte beachten Sie, dass nicht jede Chemikalienschutzkleidung für jeden Einsatzzweck geeignet ist. Vor der Auswahl der passenden CS-Kleidung muss eine fachgerechte Gefährdungsbeurteilung erfolgen.
Die 6 Typen von Chemikalienschutzanzügen im Überblick
CS-Kleidung wird nach einschlägigen europäischen Normen und deren jeweiligen Anforderungen im Hinblick auf Staub, Gas und Flüssigkeiten geprüft. Man unterscheidet zwischen 6 verschiedenen Typen, die unter anderem auf Abriebfestigkeit, Durchstichfestigkeit, Weiterreißfestigkeit, Zugfestigkeit sowie den Widerstand gegen die Permeation von Chemikalien geprüft werden:
Typ | Bezeichnung | Bedeutung | Norm | Piktogramm |
1 | Gasdichte Chemikalienanzüge | Unbelüftete oder belüftete Schutzanzüge mit gasdichten Übergängen | EN 943-1 | |
2 | Nicht gasdichte Chemikalienanzüge | CS-Anzüge mit Atemluftversorgung mit nicht gasdichten Übergängen | EN 943-1 | |
3 | Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien (flüssigkeitsdicht) | Ganzkörper-Schutzanzüge oder Vollschutzanzüge mit flüssigkeitsdichten Übergängen zwischen den verschiedenen Teilen der Kleidung, | EN 14605 | |
4 | Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien (spraydicht) | Ganzkörper-Schutzanzüge oder Vollschutzanzüge mit spraydichten Übergängen zwischen den verschiedenen Teilen der Kleidung, | EN 14605 | |
5 | Schutzkleidung gegen Partikel (Teilchen) fester Chemikalien | Ganzkörper-Schutzanzüge zum Schutz gegen Partikel und Aerosole | EN ISO 13982 | |
6 | Begrenzt sprühdichte Schutzkleidung | Begrenzt dichte Ganzkörper-Schutzanzüge zum Schutz gegen Sprühnebel bzw. flüssige Partikel | EN 13034 | |
Die gasdichten Chemikalienschutzanzüge nach Typ 1 werden noch einmal in 3 „Untertypen“ (1a, 1b, 1c) eingeteilt und unterscheiden sich hinsichtlich der an den CS-Anzug angeschlossenen Atemluftversorgung:
Typ | Eigenschaft |
1a | Gasdichter CS-Anzug mit einer im Schutzanzug getragenen Umgebungsluft unabhängigen Atemluftversorgung |
1b | Gasdichter CS-Anzug mit einer außerhalb getragenen Umgebungsluft unabhängigen Atemluftversorgung |
1c | Gasdichter CS-Anzug mit einer Atemluftversorgung mit Überdruck |
Darüber hinaus gibt es weitere Normen, die Sie bei der Auswahl der passenden Schutzkleidung beachten sollten:
Norm | Bezeichnung | Beschreibung | Piktogramm |
EN 1149-5 | PSA mit antistatischen Eigenschaften | Die Funktionsfähigkeit der antistatischen Ausrüstung ist nur bei einer Luftfeuchtigkeit > 25% gewährleistet. | |
EN 1073-2 | Schutzbekleidung gegen partikuläre radioaktive Kontaminierung | Kein Schutz vor radioaktiven Strahlen | |
EN 14126 | Schutzbekleidung gegen Infektionserreger | Die Kleidung schützt vor biologischen Gefahren. Sie ist flüssigkeitsdicht, strapazierfähig und ggf. wiederverwendbar. | Zusätzliche Kennzeichnung mit dem Buchstaben „B“ |
Es ist möglich, dass ein Schutzanzug hinsichtlich verschiedener Prüfnormen getestet wurde und daher mit Typenkombinationen wie beispielsweise 4/5, 5/6 oder 3/4/5 bezeichnet wird.
Wie finde ich den richtigen Chemikalienschutzanzug für mein Einsatzgebiet?
Chemikalienschutzkleidung muss vom Arbeitgeber bereitgestellt werden. Dieser ist auch für die Instandhaltung, Dekontamination und Desinfektion verantwortlich.
Vor Auswahl des geeigneten CS-Anzugs ist eine Gefährdungsbeurteilung unerlässlich. Dazu gehört auch die Ermittlung der vorliegenden Gefahrstoffe bzw. der biologischen Arbeitsstoffe.
Um den geeigneten Schutzanzug auswählen zu können, müssen auch die Gegebenheiten am Arbeitsplatz genauestens dokumentiert werden.
Sind die Träger:innen der Schutzausrüstung unterschiedlichen Gefahrstoffen ausgesetzt (wie z.B. bei der Arbeit auf Deponien), muss gewährleistet sein, dass der eingesetzte CS-Anzug sie vor allen Gefahrstoffen schützt.
Wurden die Gefahr- bzw. Arbeitsstoffe identifiziert, so muss auch ihr Aggregatzustand (gasförmig, fest, flüssig) bzw. die Erscheinungsform (Spritzer, Aerosol) bestimmt werden.
Ein weiteres Auswahlkriterium sind der Umfang und die Art des Kontaktes mit dem jeweiligen Stoff. Diese sind ebenfalls im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung festzustellen. Sind beim Umgang mit den Gefahrstoffen beispielsweise lediglich Flüssigkeitsspritzer zu erwarten, so sollte der jeweilige Schutzanzug darauf abgestimmt werden.
Grundsätzlich gilt: Chemikalienschutzkleidung, also auch CS-Anzüge, sollten nie belastender sein als notwendig.
Mit der PROFI-Checkliste in 10 Schritten zum passenden CS-Anzug
Anhand dieser 10 Fragen können Sie den grundsätzlichen Typen an Chemikalienschutzkleidung für sich bzw. Ihre Mitarbeiter:innen herausfinden.
Häufig treten jedoch verschiedene Gefahrstofftypen oder auch Gemische auf, sodass die Schutzkleidung eine Kombination von verschiedenen Typen bilden muss.
- Welcher Tätigkeit geht der/die Träger:in nach?/Welches Arbeitsverfahren wird angewendet?
- Welche Gefahrstoffe/biologischen Arbeitsstoffe werden eingesetzt/erwartet?
- Welche Menge der Gefahrstoffe/biologischen Arbeitsstoffe wird eingesetzt/erwartet?
- In welchem Aggregatzustand bzw. in welcher Erscheinungsform tritt der Gefahrstoff/biologische Arbeitsstoff auf?
- In welchem Umfang bzw. in welcher Art besteht Kontakt mit dem Gefahrstoff/biologischen Arbeitsstoff?
- Wie lang besteht der Kontakt zum Gefahrstoff/biologischen Arbeitsstoff und wie intensiv ist dieser?
- Ist die Chemikalienschutzkleidung mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt?
- Sind Möglichkeiten zur Lagerung und Reinigung der CS-Kleidung gegeben?
- Sind Möglichkeiten zur Dekontamination der CS-Kleidung gegeben?
- Sind Möglichkeiten der fachgerechten Entsorgung der CS-Kleidung gegeben?
In den Herstellerinformationen können Sie nachlesen, welche Prüfungen vom jeweiligen Produkt bzw. dessen Material durchlaufen wurden und welche Leistungsstufen (1-6) der CS-Anzug im Bezug auf die einzelnen Prüfkriterien (Abriebfestigkeit, Durchstichfestigkeit, etc.) erreicht hat. Dabei gilt: Je höher die erreichte Leistungsstufe, desto größer die Schutzwirkung.
Wie lange kann Chemikalienschutzkleidung getragen werden?
Auch wenn der Arbeitgeber für die Wartung und Instandhaltung der Chemikalienschutzkleidung verantwortlich ist, sollten Sie bzw. Ihre Mitarbeiter:innen Ihre Chemikalienschutzanzüge vor jedem Tragen auf defekte Schließelemente, Löcher oder Risse untersuchen. Dies gilt sowohl für Einweg- als auch für Mehrwegschutzkleidung.
Auch neue, unbenutzte CS-Kleidung kann möglichweise durch unvorsichtiges Öffnen von Paketen beschädigt worden sein, daher sollte auch vor dem ersten Tragen von unbenutzter Schutzkleidung eine Sichtkontrolle vorgenommen werden.
Beachten Sie bitte auch stets die Durchbruchzeit für die relevanten Gefahrstoffe. Ist diese nach dem Kontakt zu den entsprechenden Stoffen erreicht, muss die Schutzkleidung umgehend ausgetauscht werden.
Wiederverwendbare Chemikalienschutzanzüge vs. Schutzkleidung für den begrenzten Einsatz
Ob ein CS-Anzug nur begrenzt einsetzbar bzw. wiederverwendbar ist, hängt von den Prüfungsergebnissen (den Leistungsstufen) ab, die das jeweilige Material des Schutzanzugs bei den Prüfungen nach Norm erreicht hat.
Damit ein Chemikalienschutzanzug als wiederverwendbar eingestuft wird, muss dessen Material bei den Prüfungen auf Berst- und Biegefestigkeit mindestens die Leistungsstufe 4 erreichen. Für den begrenzten Einsatz sind die Leistungsstufen 1 bis 3 ausreichend.
Ob die von Ihnen ausgewählte Schutzkleidung wiederverwendbar ist, können Sie in der Herstellerinformation nachlesen. Diese muss dem Produkt beigelegt sein.
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Für die Auswahl des richtigen Chemikalienschutzanzugs ist eine vorangegangene Gefährdungsbeurteilung zwingend notwendig, um die Gegebenheiten am Einsatzort bzw. die Eigenschaften der Gefahrstoffe auf die Funktionen des benötigten Schutzanzugs abstimmen zu können.
Ob in Laboren, bei Reinigungsarbeiten oder bei Ausbesserungsarbeiten mit Asbest, in unserem Sortiment finden Sie eine Auswahl an Chemikalienschutzanzügen ab Typ 3 zum einmaligen oder auch mehrfachen Gebrauch.
Egal für welches Einsatzgebiet, für unsere Chemikalienschutzkleidung gibt es keine Arbeit, für die sie nicht eingesetzt werden kann.
Sie haben Fragen rund um das Thema Chemikalienschutzkleidung oder brauchen Hilfe bei der Auswahl des für Sie passenden Schutzanzugs? Wir beraten Sie gerne! Schreiben Sie uns gerne per E-Mail unter [email protected] oder rufen Sie uns einfach an unter 05742 93030.