Tipps und Tricks wie Sie den richtigen Gehörschutz finden und sich vor Hörverlust im Alter schützen können
Warum hört Opa so schlecht? Beim Sonntagskaffee, zu Familienfeiern oder anderen Treffen mit den Großeltern, bekommt Opa wieder mal nichts mit. Ohne lautes Reden und wildes Gestikulieren, wie in einer italienischen Großfamilie fällt es Opa schwer, den Gesprächen zu folgen.
Doch woran liegt das? Will Opa nicht alles hören und verstehen, oder fällt es ihm einfach schwer? Oft hilft dann nur noch ein Hörgerät.
Im folgenden Beitrag wollen wir Ihnen die Gefahren des Hörverlustes in Alltags- und Arbeitssituationen näherbringen und über die passenden Lösungen durch Gehörschutz aufklären.
Denn unser Gehör kann sich nicht schützen und steht sozusagen auf Dauerbeschallung. Ist es erst einmal geschädigt, kann man es nicht mehr heilen. Der schleichende Prozess der Schwerhörigkeit ist in vollem Gange.
Lärm macht krank!
Lärm ist ein Risikofaktor für die Gesundheit. Denn er schädigt nicht nur den Gehörgang und erhöht die Unfallgefahr, sondern er gefährdet auch die allgemeine Gesundheit eines Menschen.
Lärm verringert die Lebensqualität, fördert Stress, schränkt die Arbeitsfähigkeit ein und fördert den Anstieg auftretender Gesundheitsrisiken, wie Herz-Kreislauf Probleme. Lärmschwerhörigkeit ist die zweit häufigste Berufskrankheit.
Ebenso hoch sind die Kosten die durch Unfälle, Krankheitsausfalltage, Gehörvorsorgeuntersuchungen und Berufskrankheitsrenten resultieren. Für die Berufsgenossenschaften, Krankenkassen und Betriebe fallen hier oft beachtliche Folgekosten an.
Lärmschwerhörigkeit ist eine der am meisten vorkommenden Berufskrankheiten, obwohl es Gehörschützer gibt. Bei der richtigen Anwendung können diese Gesundheitsschäden allerdings vermieden werden.
Wir haben ein paar Tipps und Tricks zusammengetragen, wie Sie künftig den Lärm aus Ihrem Arbeitstag verbannen können und der passende Gehörschutz Ihnen dabei hilft.
Tipp 1: Lärmquellen erkennen und beurteilen - bei der Arbeit und in der Freizeit
Lärm ist einer der Hauptbelastungsfaktorenbei der Arbeit.
Ein Mensch kann Geräusche und Töne von 0 bis 140 Dezibel wahrnehmen (Dezibel - dB(A) = Maßeinheit für die Lautstärke). Viele gewohnte Geräusche, die Sie am Arbeitsplatz oder zu Hause hören, können langfristig zu Hörverlust und anderen Gesundheitsrisiken beitragen.
Schon ab 85 Dezibel (dBA) aufwärts kann das Gehör geschädigt werden und zu einem Tinnitus führen. Daher ist es ratsam, in lauten Umgebungen stets einen Gehörschutz zu tragen.
In der Grafik sehen Sie wie Arbeits- und Alltagsgegenstände das Gehör schädigen können.
Aber auch in ihrem privaten Umfeld kann es richtig laut werden und damit meinen wir nicht ihre Kinder oder ihre Frau, sondern die allseits beliebten Festivals zum Beispiel.
Was früher ausschließlich den Metal Liebenden vorenthalten war, findet sich heut zu Tage für geradezu jede Musikrichtung ein Festival. So kann auf einem Heavy-Metal Festival ein Lautstärkepegel von bis zu 120 Dezibel (dB) auftreten.Das ist lauter als ein Drucklufthammer (115 dB) und fast so laut, wie ein Düsenflugzeug das mit 130 dB gemessen wird.
Das Tragen von einfachen Gehörschutzstöpseln kann hier schon etwaigen Hörverlust vorbeugen. Oftmals ist es für den Festivalbesucher schwierig zu ermitteln wie Laut die gespiegelte Musik tatsächlich ist. Erste Hilfe können hier kostenlose Dezibel Messer Apps geben.
Tipp 2: Die Gefahr von Hörverlust reduzieren.
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die Hörfähigkeit mit zunehmendem Alter abnimmt. Über die Jahre verringert sich die Leistungsfähigkeit unseres Gehörgangs. Der Prozess ist sehr schleichend. Dadurch fällt der Hörverlust oft erst gar nicht auf.
Erste Anzeichen einer Veränderung geben oftmals Freunde, Verwandte oder Kollegen. Wenn Sie eigenständig bemerken, dass Gespräche langsamer und mühsamer werden ist es oftmals schon zu spät.
Neben der natürlichen Abnutzung der Hörfähigkeit, spielt vor allem der Einfluss von Lärm im Berufs- und privaten Alltag eine große Rolle. Eine zu hohe Belastung des Gehörgangs durch einen zu hohen Lautstärkepegel sowie die zeitliche Einwirkung von Lärm spielen eine entscheidende Rolle.
Die EG-Lärmrichtlinie 2003/10/EG legt die Grenzwerte, denen ein Mensch während eines 8-Stunden-Tages ausgesetzt werden darf fest. Hierbei schreibt der Gesetzgeber vor, dass der Arbeitgeber ab einer Lautstärke von 80 dB(A) Gehörschutzprodukte bereitstellen muss, wie z.B.:
Ab dem Grenzwert von 85 dB(A) ist das Tragen von Gehörschutz sogar gesetzlich verpflichtend.
Tipp 3: Den passenden Gehörschutz finden.
Um einen erfolgreichen Schutz für die Ohren zu erzielen, muss bei der Auswahl und Bereitstellung von Gehörschutz große Sorgfalt erfolgen. Diese Achtsamkeit ist notwendig, da es eine Vielzahl an unterschiedlichen Arbeitsbereichen gibt.
Generell wird in drei unterschiedliche Gehörschutzartenunterschieden:
- Kapselgehörschützer
- Gehörschutzstöpsel
- Otoplastiken
Kapselgehörschützer gibt es mit Kopf-, Nacken- und Universalbügel. Es gibt Kapselgehörschützer, die an einen Industrieschutzhelm montiert werden und diese, die pegelabhängige Schalldämmung unterbinden. Meistens gibt es die Kapselgehörschützer mit elektronischer Verstärkung der leisen Töne, so dass beispielsweise die Sprachverständigung verbessert werden kann. Darüber hinaus bekommt man auch Gehörschützer mit Radio- oder Sprechfunkfunktion.
Gehörschutzstöpsel sind fertig geformte, oder vor Gebrauch zu formende Stöpsel zum einmaligen, oder mehrmaligen Gebrauch. Darüber hinaus gibt es noch Bügelstöpsel und Gehörschutzstöpsel mit einer Verbindungsschnur.
Otoplastiken sind im Ohr getragene Gehörschützer, welche individuell an den Gehörgang angefertigt werden. Otoplastiken werden immer dann empfohlen, wenn der Hörverlust bereits eingetreten ist. Hier wird ein sicherer Schutz besonders notwendig.
Generell lässt sich festhalten, dass die Schalldämmung eines Gehörschützers optimal ist, wenn der unter dem Gehörschutz bestehende Tages-Lärmexpositionspegel zwischen 70 und 80 dB(A) liegt.
Früher gab es die Empfehlung, dass bei sehr hohen Lärmpegeln Kapselgehörschützer, sonst Gehörschutzstöpsel benutzt werden sollten. Heutzutage erreichen Stöpsel und Kapseln fast die gleiche Schalldämmung.
Jedoch gibt es für die Gehörschützer unterschiedliche Dämmwerte.
SNR-Wert | Single Noise Reduction = Einzelschalldämmwert |
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H-Wert | High = Dämmwerte für hohe Frequenzen |
M-Wert | Medium = Dämmwerte für mittlere Frequenzen |
L-Wert | Low = Dämmwerte für tiefe Frequenzen |
Tabelle: Dämmwerte für Gehörschutzprodukte
Basierend auf der Gefährdungsbeurteilung kann nun der geeignete Gehörschutz ausgewählt werden.
Hier geht man wie folgt vor:
- Ermittlung der Schallquelle indb(A) z. B. durch die Kennzeichnung einer Maschine (db(A) Wert), oder die Lautstärkenmessung am Arbeitsplatz durch die BG. (Berufsgenossenschaft)
- Ermittlung der schalldämmenden Eigenschaften des Gehörschutzes (Herstellerinformationen).
- Berechnung für einen geeigneten Gehörschutz.
Die Berechnung eines geeigneten Gehörschützers kann durch 5 unterschiedliche Verfahrenermittelt werden:
- Oktavband-Methode
- HML-Methode
- HML-Check
- SNR-Methode
- Methode zur Beurteilung unter Berücksichtigung des Höchstwertes des C-bewerteten Schalldruckpegels
Auf die SNR-Methode(Single Number Rating) soll im Folgenden näher eingegangen werden, da sie die einfachste Methode ist und in der Praxis häufig angewendet wird. Nach diesem Wert wird der passende Geschörschutz ausgewählt.
Lärmpegel- Dämmwert* = Restschallpegel
*SNR des Gehörschutzes
Beispiel: 100dB - 30 dB = 70 dB
Ziel ist es mit der richtigen Dämmung bei dem Träger einen Restschallpegel zwischen 70-80 dB zu erreichen. Bei übermäßiger Lärmdämmung kann es zu Verständigungsproblemen und einem Isolationsgefühl kommen.
Etwa 85% aller Geräusche am Arbeitsplatz sind mittel- bis hochfrequent. Eine Lautstärke der Geräuschklasse HM sind z.B. Druckluftdüsen oder Kreissägen.
Gerade einmal 15% aller Geräusche haben eine tiefe Frequenz. Die Lautstärke der Geräuschklasse L sind z.B. Bagger oder Bodenverdichtungsgeräte.
Dabei sollten Sie stets berücksichtigen, dass die Dämmung des Gehörschutzes durch die Frequenz, der Anatomie und dem Material beeinflusst wird. Die Schutzwirkung von Gehörschützern wird in dB angegeben.
Bei Arbeitsplätzen, an denen Kommunikation oder Signalerkennung erforderlich ist, sollte der Gehörschutz einen flachen Frequenzgang haben. Der Kapselgehörschutz hat im Allgemeinen bei tiefen Frequenzen eine geringere Schalldämmung als Gehörschutzstöpsel.
Geräuschklasse HM hoch- bis mittelfrequent ≤ 5 dB | Geräuschklasse L überwiegend tieffrequent> 5 dB |
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Brennschneider | Elektro-Umformersatz |
Druckluftdüsen | Verbrennungsofen |
Holzbearbeitungsmaschinen | Kompressor-Anlagen |
Schlagschrauber | Metall-Druckgießmaschinen |
Schleifmaschine | Planierraupen |
Schmiedehämmer | Strahlanlagen |
Tabelle: Einteilung von Arbeitsgeräuschen nach BG-Regel „Einsatz von Gehörschutz“. [BGR/GUV-R 194]
Zusammenfassend kann man also festhalten, dass wir gerade am Arbeitsplatz, aber auch in der Freizeit immer wieder unterschiedlich lauten Geräuschen ausgesetzt sind. Wichtig ist es hierbei richtig einzuschätzen, ob Gehörschutz notwendig ist, oder nicht. Hierbei helfen unterschiedliche Verfahren. Wenn diese Geräuschklassen erst einmal ermittelt sind,kann demnach der passende Gehörschutz ausgewählt werden. Tendenziell kann man festhalten, dass je besser die Lautstärke definiert ist, desto wirkvoller kann das Gehör mit dem passenden Schutz geschützt werden.
Hätte Opa das nur früher gewusst.
Beugen Sie drohende Schwerhörigkeit durch das Tragen von Gehörschutz vor. Hier gibt's was auf die Ohren!